Was ist die Krankensalbung?
Die Feier der Krankensalbung besteht hauptsächlich darin, dass die Priester der Kirche dem Kranken die Hände auflegen und dann das Gebet aus der Kraft des Glaubens gesprochen wird und die Kranken mit Öl, auf dass der Segen Gottes herabgerufen worden ist, gesalbt werden: In dieser Zeichenhandlung wird die Gnade des Sakraments vermittelt und dem Menschen zugewendet. Im Bild oben sehen wir, wie das Sakrament der Krankensalbung gespendet wird. Jesus ist im Hintergrund gegenwärtig, der Auferstandene, der für uns am Kreuz gestorben ist.
In diesem Sakrament erfährt der ganze Mensch Hilfe zum Heil: Er wird gestützt im Vertrauen auf Gott und gestärkt gegenüber den Versuchungen des Bösen und der Angst vor dem Tod. So wird er befähigt, das Übel der Krankheit im Licht der christlichen Hoffnung zu ertragen, ja sogar dagegen anzukämpfen und die Gesundheit wiederzuerlangen. Im Sakrament der Krankensalbung wird der Kranke mit Gott versöhnt.
Wo hat das Sakrament der Krankensalbung seinen Ursprung?
Die biblische Grundlage für das Sakrament der Krankensalbung ist der Jakobusbrief, ein neutestamentlicher Brief, in dem den Gemeindegliedern Anweisungen für verschiedene Lebenssituationen gegeben werden:
Ist einer unter euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben.
(Jakobusbrief 5, 14f.)
Was bedeuten die Zeichen der Krankensalbung?
a) Die Salbung mit Öl ist ein tiefes sakramentales Zeichen, das ein großes Heilsgeschehen deutlich machen möchte. Öl war seit alters her ein Zeichen der Stärkung, Öl war ein Heilmittel für Wunden und Verletzungen. Das Öl der Krankensalbung möchte dasselbe in verschiedener Weise ausdrücken. Es soll die Verletzungen der Sünde heilen, Wunden der Seele verschließen und darüber hinaus der körperlich-seelischen Schwäche des Kranken Linderung und Stärkung vermitteln, einen Trost im Glauben schenken und neue Hoffnung geben. Das vom gläubigen Gebet getragene Zeichen soll dem Kranken die stärkende und aufrichtende Nähe des Herrn zusagen, der gleichsam die Angst, die Resignation und die Verzweiflung heilen soll.
b) Gesalbt werden die Stirn und die Hände. In dieser Doppelbezeichnung ist der Mensch gemeint in seiner Ganzheit als denkende und handelnde Person. Die Salbung geschieht im Kreuzzeichen auf Stirn und Hände, dem Zeichen Christi, dem Zeichen der Erlösung, denn im Kreuz hat uns Jesus durch sein Leiden und seine Auferstehung gerettet.
c) Das gemeinsame Gebet mit dem Kranken und seinen Angehörigen ist in der Hilflosigkeit und Ohnmacht oft die einzige solidarische Tat, zu der man fähig ist. Es muss deutlich sein, dass das gemeinsame Gebet nicht im Hinblick auf einen konkreten gewünschten Erfolg (etwa die Heilung) erfolgt, auch wenn es immer den Grundgedanken der Hoffnung trägt. Ein solches Gebet kann zum Ausdruck bringen, dass wir unsere Ohnmacht sehen, aber darauf vertrauen, dass Gott uns sieht, hört und uns die Kraft schenkt, gemeinsam diese Situation mit dem Kranken auszuhalten.
Pastorale Hinweise und Anmerkungen
1. Der erkrankte Mensch bedarf der besonderen Gnade Gottes, damit er nicht unter dem Druck der Angst von Mutlosigkeit befallen wird. Deshalb umgibt Christus seine Gläubigen, die von Krankheit und Leid geschwächt sind und leiden, im Sakrament der Krankensalbung mit der starken Schutzwehr durch seine Gegenwart. In jedem Sakrament leuchtet uns Jesus mit seiner Gegenwart auf, er tröstet und richtet auf.
2. Die Krankensalbung muss in den gläubigen Gemeinden wieder das eigentliche Sakrament der Kranken werden. Ihr Ansatzpunkt im Leben ist nicht das herannahende Ende; sie darf nicht als Vorbote des Todes erscheinen. Jesus will in diesem Sakrament dem kranken Menschen als Heiland im tiefsten Sinne des Wortes so begegnen, wie er es in seinem irdischen Leben getan hat. Der Heiland ist es, der in der Person des Priesters lindernd und stärkend dem Kranken die Hände auflegt und ihm die Aufrichtung schenken will, die der Kranke in dieser bedrückenden Lebenssituation braucht. Er will ihm beistehen in den Schmerzen, in der Ungeduld und Angst, in der menschlichen und religiösen Kraftlosigkeit und in dem inneren Aufbegehren, dem Glaubensdunkel, der Verdrossenheit und dem Zweifel.
3. Die Krankensalbung soll allen Gläubigen gespendet werden, die sich wegen Krankheit und Altersschwäche in einem bedrohlich angegriffenen Gesundheitszustand befinden.
4. Das Sakrament der Krankensalbung kann wiederholt werden, wenn der Kranke nach empfangener Salbung wieder zu Kräften gekommen ist oder wenn bei Fortdauer derselben Krankheit eine weitere Verschlechterung eintritt.
5. Vor einem chirurgischen Eingriff oder einer Operation kann die Krankensalbung als Sakrament des Trostes und der Stärkung gespendet werden.
6. Alten Menschen, deren Kräftezustand sehr geschwächt ist, kann die heilige Salbung gespendet werden, auch wenn keine ernsthafte Erkrankung ersichtlich ist.
7. Alle Gläubigen sollen dahin geführt werden, dass sie von sich aus nach der Krankensalbung verlangen und sie sofort, wenn die rechte Zeit zum Empfang des Sakramentes gegeben ist, mit vollem Glauben und tiefer Andacht empfangen.
8. Kranken, die das Bewusstsein oder den Vernunftgebrauch verloren haben, kann das Sakrament gespendet werden, wenn sie im Besitz ihrer geistigen Kräfte mit Wahrscheinlichkeit als gläubige Menschen nach dem Sakrament verlangt hätten.
9. Der Spender der Krankensalbung ist allein der Priester. Seine Aufgabe ist es auch, unter Mithilfe von Laien, die Kranken und ihre Umgebung für das Sakrament vorzubereiten.
10. Für die sakramentale Salbung wird Olivenöl oder je nach den Gegebenheiten ein anderes Pflanzenöl als geeignete Materie gebraucht. Es wird eigens zu diesem Zweck vom Bischof am Mittwoch vor dem Gründonnerstag im Dom geweiht.
11. Die Salbung erfolgt, indem der Kranke auf der Stirn und an den Händen gesalbt wird. Im Notfall genügt jedoch eine einzige Salbung auf der Stirn oder - in einer außergewöhnlichen Situation - an einer anderen, besser geeigneten Stelle des Körpers. Die Salbung der Stirn und der Hände deutet den Menschen in seiner Ganzheit als denkende und handelnde Person. Der gläubige Christ, der in der Tiefe seiner leib-seelischen Kräfte von der Krankheit betroffen ist, soll durch die Salbung und das Gebet des Glaubens im Namen des Herrn gerettet und aufgerichtet werden.
12. Die Krankensalbung wird mit folgenden Worten gespendet:
Bei der Salbung der Stirn:
Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes.
Bei der Salbung der Hände:
Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf. Amen.
Was ist die letzte Ölung?
Die Letzte Ölung - wie sie früher bezeichnet wurde - ist völlig identisch mit dem Sakrament der Krankensalbung. Im Laufe der Kirchengeschichte hatte sich die Krankensalbung immer mehr zu einem Sakrament des nahenden Todes entwickelt. Durch das Zweite Vatikanische Konzil wurde im 20. Jahrhundert wieder die ursprüngliche Bedeutung des Sakraments erkannt und gefördert.